Grussworte an die Antiknasttage in Wien von Andre Moussa
Liebe Genossinnen & Genossen zu den Anti Knast Tagen 2014, solidarische Grüße aus der BRD,wo ich,Landessprecher der GG/BO-NRW in der Rechtsbeugeranstalt“JVA Willich I mich befinde.
Ich bin ein 46 jähriger sozial-politischer Gefangener und kämpfe seit Jahren für die Rechte und Belange von Gefangenen und deren Angehörigen. Als Gründer des KNASTSCHADEN&KOLLEKTIVS 1998 bin ich mit in die Gründung der ersten deutschen Gefangengewerkschaft eingetreten, mittlerweile als Landessprecher für das Bundesland NRW(Nord-Rhein-Westfalen). Schon meine Kollegen Oliver Rast, der auch am heutigen Tage hier bei euch in Wien ist, hatten mit staatlichen Repressalien direkt zu kämpfen, doch nach weniger als 2 Tagen hat man ihnen ihre Unterlagen wieder ausgehändigt!
Diese Repressalien vor allem Willkür zog sich bis hier unten nach Willich I, erst war es die Beschlagnahme von 25 Leporellos(Faltblätter)die sich in den nächsten Zusendungen wiederholten. So musste ich Ende Juli – Anfang August dann zu öffentlichen Protesten aufrufen und bei Gericht Anträge auf gerichtliche Entscheidung(§ 109 StVollzG) stellen.. So fand erstmalig in der BRD am 14.August vor dem Senat für Justiz eine Demo für eine Gefangenengewerkschaft statt! Was sicherlich nicht die letzte Demo sein wird, da man aufgrund der Repressalien gegen meine Tätigkeit als Landessprecher NRW weiterhin gegen mich vorgeht – daher rufe ich derzeit auch hier zu einer Demo in den nächsten Wochen auf!
Denn aufgrund der Koalitionsfreiheit nach Artikel 9 Abs.1 & 3 des deutschen Grundgesetz sowie im deutschen StVollzG § 37 darf man einem Gefangenen der gewerkschaftlich tätig ist keinerlei Unterlagen, die im Bezug zur Gewerkschaft stehen vorenthalten, daher kann ich sagen ,das ich mich hier aufgrund der Gesetze absolut im rechtlichen Rahmen bewege und alles, was darüber hinaus gegen mich derzeit „durchgezogen“wird, ist eine reine Willkür von Seiten der Justiz gegen meine Person und auch gegen die Gefangenengewerkschaftssprecher!
Seit Jahren helfe ich Mitgefangenen bei Klagen wie z.b wegen menschenunwürdiger Unter-bringung vor Zivilgerichten ihre Rechte durchzusetzen, damit sie wenigstens einen Teil einer Entschädigung erreichen, was auch ich erreicht habe: das es hier keine 4-Betten-Gemeinschaftszellen mehr gibt, man darf seit letztes Jahr nur noch 3 Gefangen in der Zelle unterbringen, ein Nebenerfolg gegen die Justiz!
Da man aber auch mich 2010 u.a .gefesselt in Handschellen(auf dem Rücken)aus der Zelle zerrte (ich leistete keinen Widerstand),wurde mir auf dem Weg von der 4 Etage bis in den Keller in den BGH (besonders gesicherter Haftraum) der Arm ausgerenkt. Nach nun 4 Jahren habe ich auch hier einen Erfolg erreicht, in dem das Land NRW verurteilt wurde eine angemessene Entschädigung als Schmerzensgeld zu zahlen, die genaue Summe usw. wird nach Begutachtung noch erfolgen, aber es ist ein Sieg, da viele der Beteiligten natürlich sagten, das ich mich gewehrt habe usw.!
Ihr seht mit welchen Mitteln sie hier gegen Gefangene vorgehen zudem ich als Gefangenen-gewerkschaftssprecher tätig bin, so werden sie den Druck natürlich noch erhöhen.
Seit Jahren kämpfe ich für Gefangene. die keine Rentenzahlungen nach der Haft erhalten und so nicht nur in die Altersarmut getrieben werden. Ich behaupte sogar, das man diese in die Kriminalität hinein treibt, und wenn es nur das „Schwarzfahren“ ist, hier in der BRD bekommt mensch bei zweimaligem Schwarzfahren eine Strafanzeige, wenn man dann noch unter Bewährung steht, kann es sehr schnell zu langjährigen Haftstrafen
kommen, und das für’s Schwarzfahren…Was aber alles nicht passieren würde, wenn man den Gefangenen ihre Renteneinzahlungen vornehmen würde, denn Arbeitslosenversicherung bezahlen sie ja auch!
Und das Märchen von wegen die Gefangenenarbeit sei ja nicht mit der Arbeit draußen zu vergleichen, haben wir schon längst aufgedeckt, das dies einer der größten Lügen in der Justizgeschichte ist, es gibt Haftanstalten die fahren 3 Schichtenarbeit, also Akkord ist keine Seltenheit in deutschen Haftanstalten, eigentlich schon die Regel, ob es Autozulieferer sind oder die Elektroindustrie mittlerweile haben auch die Firmen die Knäste entdeckt! Warum nach Osteuropa gehen, wenn man diese Betriebe direkt vor der Türe hat. Sie zahlen keine Miete, brauchen keine teuren Lagerhallen, die Justiz ermöglicht es ihnen!
Gefangene werden so zu Arbeitssklaven der Justiz, und wohin das führt sieht man in den USA!!
Daher rufe ich auf: Freie Gewerkschaftsarbeit hinter Gittern, freie Solidarität drinnen und draußen!
Liebe Genossinnen und Genossen euch noch viel Spaß bei den Anti Knast Tagen und vielleicht wird sich die Eine oder Andere mal mit ein paar Zeilen melden, ich würde mich freuen über ein solidarisches Bündnis mit euch auch in Wien ..
Danke für’s Zuhören!!! “
FREIHEIT ALLER SOZIAL—POLITISCHER GEFANGENE SOWIE DIE SOFORTIGE ABSCHAFFUNG ALLER ISOLATIONSZELLEN/TRÄKTE EUROPAWEIT BESONDERS IN GRIECHENLAND!
GRÜSSE AN DIE GENOSSEN, DIE MAN DORT UNMENSCHLICH FESTHÄLT ABER AUCH GEFANGENE IN ÖSTERREICH GRÜSSE ICH UND WÜNSCHE EUCH KRAFT,VIEL GEDULD UND BALDIGE FREIHEIT!!!“ SOLIDARITÄT IST UNSERE WAFFE‘
3. November 2015
Euer Andre Borris M.ä Moussa Schmitz Landessprecher der GG/BO Nord Rhein Westfalen(NRW)
Grußbotschaft der Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) zu den Anti-Knast-Tagen in Wien vom 7.11. bis 9.11.2014
Liebe Kolleg_innen und Freund_innen,
aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung und einer Konferenzteilnahme bei den zeitgleich stattfindenden 3. Berliner Gefangenentagen kann keinE AktivistIn der GG/BO an diesem Wochenende nach Wien zu den Anti-Knast-Tagen anreisen.
Das ist umso ärgerlicher, als wir uns von dieser Zusammenkunft einiges an neuen Kontakten und etlichen Gesprächsstoff versprochen hatten. Unsere angekündigte Veranstaltung zu unserer praktisch gewordenen Idee einer selbstbestimmt und eigenverantwortlich aufgezogenen gewerkschaftlichen Initiative von Gefangenen hätte sehr gut in Euren Veranstaltungsrahmen gepasst.
Wir hoffen, dass sich die bislang bestehenden Kontaktstränge zu Kolleg_innen und Freund_innen von Anarchist Black Cross (ABC)-Gruppen in Zukunft vertiefen lassen. Des Weiteren hoffen wir, dass wir uns gegenseitig in der Lage sehen, Kampagnen gegen das System von Arbeitszwang, Billiglöhnerei und Amtswillkür in den Knastanlagen vorzubereiten und vor allem erfolgreich durchzuführen.
Wir als GG/BO planen, im kommenden Frühjahr das Thema Lohndumping und prekäre Beschäftigung hinter Gittern öffentlichkeits- und breitenwirksam mit einem Aktionstag anzugehen.
In der Erwartung an diesem Punkt konkret zusammenzukommen, verbleiben wir mit solidarischen Grüßen
Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO), 7. November 2014
Worte zu den Anti-Knast-Tagen in Wien
Die diesjährigen Anti-Knast-Tage finden Anfang November in Wien statt. Der Aufruf macht klar, dass Anti-Knast-Kämpfe gesamtgesellschaftlicher Natur bedürfen; und dass es neben den sichtbaren offensichtlichen Gitterstäben und Mauern auch eine Vielzahl an unsichtbaren oder verdrängten Ketten gibt, die es zu sprengen gilt. Folgerichtig gibt es eine Vielzahl an Personen, die sich an der Manifestierung von Machtstrukturen beteiligen: Vom Bullen bis zum linken Sozialarbeiter, vom Richter bis zum “aufmerksamen” Bürger von Nebenan, vom Politiker bis zum (z.B. Antifa-)Kampagnensprecher. Sie alle reden mit autoritären Zungen. Sie alle stinken nach Feigheit, Habgier und dem Wunsch nach Ruhm. Sie alle haben eine Ladung Spucke, Fäuste, Steine und ??? verdient!
Ob das Programm und die Diskusionen dem Aufruf gerecht werden? Hängt natürlich von (uns) allen ab!
Ob auch außerhalb von Anti-Knast-Tagen der “Wunsch nach der Abschaffung der Institution Gefängnis und der Gesellschaft, die es benötigt” praktisch wird? Hängt natürlich von dir und dir und dir und dir ……………………………………….ab!
Für die Zerstörung aller Gefängnisse, auch in deinem Kopf!
Statement zu den Antiknasttagen – von Manfred ‚Iceman‘ Peter
Man kann dem politischen Mainstream in Europa nicht viel entgegen setzen, jedoch dürfen wir Antiknast- und Psychiatrie Aktivisten nicht aufgeben, unsere Arbeit konstruktiv, produktiv und möglichst effizient in die Köpfe des Otto-Normal-Bürgers zu pflanzen. Das heißt für uns ohne Unterlass weiter zu machen und der europäischen ‚Demokratur‘ und anderswo ein Schnippchen zu schlagen.
Gewählte Vollstrecker, Polizei, Überwachung, Psychiatrien und Knäste sind einige der Werkzeuge die dazu dienen, uns unter Kontrolle und gefügig zu halten. Ihr alle da draußen seit gemeint: Wehrt Euch – beugt Euch nicht – arbeitet für mehr Freiräume für alle; Resignation und Ohnmacht wären keine guten Berater. Nehmt mutig den Kampf gegen repressive, ausbeutende und unterdrückende Strukturen auf und fordert weiterhin eure Rechte und die Rechte der Schwächsten innerhalb der Gesellschaft in Europa.
Ich sitze nun seit 23 Jahren im Vollzug, das ist die Hälfte meiner Lebenszeit – aber brechen konnten ‚die‘ mich niemals. Sie hatten sogar versucht mich zu töten. Fakt ist, es ist den Schergen nicht gelungen! Solange ich lebe, werde ich mich gegen das System wenden und biete die Stirn!
Revolutionäre Grüße nach Wien
an alle schwarzen Wölfe
-Iceman-
Manfred Peter
Thomas Meyer-Falk – ‚Knäste sind nekrophile Orte‘ (Beitrag zu den Antiknasttagen)
Vielen von uns ist das ganz spontan und längst bewusst: Gefängnisse sind Orte das Verfalls. Ethisch, menschlich, moralisch und kulturell. Dort wird keine Lust auf Leben, Freiheit, Menschlichkeit vermittelt, sondern die Wärter*innen und sonstigen Beschäftigten, behandeln die Inhaftierten wie tote Gegenstände, sie verwalten Menschen wie Stückgut in einem Lagerhaus.
Knäste also sind nekrophile Orte.
Erst vor wenigen Wochen verhungerte in Deutschland ein Insasse, der seit mehreren Jahren in Isolationshaft gehalten wurde, nachdem er 2012 einem Wärter mit einem Kopfstoß das Nasenbein brach.
Koala Rosmane wurde nur 33 Jahre, er stammte aus Burkina Faso, wo er als Kindersoldat zwangsrekrutiert wurde.
Nach seinem Tod erhob ein Rechtsanwalt Anschuldigungen gegen die zuständige Leitung der Haftanstalt, da es dort ein rechtsextremistisches Netzwerk gebe. Überraschenderweise wurde der Gefängnisdirektor, Thomas Müller nach dem Tod von Koala Rosmane suspendiert.
Sehenden Auges hatte man ihn sterben lassen.
Dies mag illustrieren was wir uns unter einem nekrophilen Ort vorzustellen haben.
Wir setzen dem unsere Liebe zur Freiheit entgegen, zum Leben, zur Vielfalt und Buntheit. Der Kampf für Freiheit bedeutet sicher auch, Opfer zu bringen, denn die Staatsmacht tut alles, um weiterhin die Kontrolle zu behalten.
Freiheit wird einem nicht gegeben, wir müssen sie uns nehmen, sie erkämpfen und verteidigen.
Wenn sie uns dann in ihren Knästen einsperren, versuchen mundtot zu machen, und das mit allen Mitteln, ist eine solidarische Bewegung vor den Knastmauern überlebenswichtig.
Für das Leben und die Freiheit!
Thomas Meyer-Falk
zur Zeit: JVA Freiburg